Verbunden

Verwoben sind wohl aller Menschen Leben,
die Freud des Einen und des Andern Leid.
Was wir gestalten, wie wir handeln, geben,
verbindet miteinander, prägt die Zeit.

Und auch vergangner Völker sanfte Spuren
betreffen heute noch der Tage Lauf.
Wir glauben zwar, es schlügen nur die Uhren,
die wir hier ziehen eigenhändig auf.

Jedoch uns nährt des Lebens ew’ge Quelle
und viele Wege, die beschritten sind,
erscheinen uns als eine neue Stelle,
so wie ein Sprechender die Sprache find’.

Die Sprache, worin unser Denken schwingt,
wir prägen sie und fügen Deutung zu.
Jedoch in jedem Wort, das uns erklingt,
besingt das Leben auch ein fernes Du.

So wie das Licht der Sterne, die verglühten,
noch immer in den Nächten zu uns dringt,
erleben wir, was lange vor uns blühte,
weil es in dieses Daseins Tiefen schwingt.

© Foto u. Text: Ingrid Herta Drewing

Verbunden

seinebru%cc%88cke_oVerwoben sind wohl aller Menschen Leben,
die Freud des Einen und des Andern Leid.
Was wir gestalten, wie wir handeln, geben,
verbindet miteinander, prägt die Zeit.

Und auch vergangner Völker sanfte Spuren
betreffen heute noch der Tage Lauf.
Wir glauben zwar, es schlügen nur die Uhren,
die wir hier ziehen eigenhändig auf.

Jedoch uns nährt des Lebens ew’ge Quelle
und viele Wege, die beschritten sind,
erscheinen uns als eine neue Stelle,
so wie ein Sprechender die Sprache find’.

Die Sprache, worin unser Denken schwingt,
wir prägen sie und fügen Deutung zu.
Jedoch in jedem Wort, das uns erklingt,
besingt das Leben auch ein fernes Du.

So wie das Licht der Sterne, die verglühten,
noch immer in den Nächten zu uns dringt,
erleben wir, was lange vor uns blühte,
weil es in dieses Daseins Tiefen schwingt.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing

Alte Bäume

Es tragen die alten Bäume
in ihrem zerfurchten Gesicht
vergangener Zeiten Träume
von weiten, hellen Räumen
und Tagen in goldenem Licht.

Der flirrenden Sommer Grünen,
das Herbstrot, dies’ Flammenmeer,
der Schnee auf Winterbühnen,
berauschendes Frühlingssühnen
dort irrlichtern noch umher.

Und manchmal hörst du es raunen,
dann flüstern die Wipfel leise:
“Vergiss deine Hast, die Launen,
erlerne wieder das Staunen,
wir werden den Weg dir weisen!“

© Ingrid Herta Drewing

Sinn und Sage

Und Worte klingen sanft aus alten Sagen,
ein fremder Zauber wird mir offenbar.
Die Lieder singen von vergang’nen Tagen
und einer Welt, die gänzlich anders war.

Doch vieles gleicht sich, denn des Menschen Leben
kennt heute so wie damals Freud und Leid.
In Liebe glücklich wie auf Wolken schweben,
die Treue, das Vertrauen im Geleit.

Auch die Gefahren, die noch immer drohen,
die Krankheiten,der Krieg, die Not, der Tod.
Nichts kann bewahren dauerhaft vor rohen,
gemeinen Seiten, falschem Sieggebot.

Nur hin und wieder eine Friedenszeit
trägt rosenschön der Hoffnung helles Kleid.

© Ingrid Herta Drewing

Erinnerungen

Und wenn aus jenen fernen Nächten
die Sterne, die so groß an Zahl,
mir diese Stunden wieder brächten,
die nur erträumten und die echten,
die süßen Stimmen allzumal;
ich weiß nicht, ob sie mir auch heute
so wohlig klängen im Gemüt;
in frisch erwachter, neuer Freude
ein alt vertrautes Liebeslied?

Das,was gewesen, liegt im Schreine,
Erinnerungen, sanftes Gold,
doch es erglänzt in hellem Scheine,
vergessen Last,es zählt alleine
was schön erlebt und lächelt hold.
Obwohl dies‘ alles längst gebunden
in hartem Schluss, Vergangenheit,
hat es sich heimlich eingefunden
und gibt der Gegenwart Geleit.

© Ingrid Herta Drewing

Vergeblich II

Ego,
radiales Kettenhündchen,
schweig!
In den Wind zu bellen,
das bringt nichts.
Denn du
kannst keine
Schatten verscheuchen.

© Ingrid Herta Drewing