Seneca

Im Geiste frei
wollte er Nero lehren,
was Herrschen sei,
zum rechten Maß bekehren.
Ein Kaiserbild
für Bürger mild,
dem Wohle Roms zur Ehre,
dass er der Feigheit wehre.
Das Potentatentum
sei nichts für trägen Ruhm!
Die Macht als Stütze
dem Staate nütze!
Lucius erscheint
als Neros Freund.

Wie mocht‘ es sein,
musst’s ihm nicht widerstreben,
tagaus, tagein
in falschem Licht zu leben,
das Willkür prägt,
die wenig wägt,
sich sonnt in eitlem Glanz,
in Hochmut, Arroganz
und Pomp, Verschwendung frönt,
dem Wahren ganz entwöhnt,
sich selbst wähnt gar als Gott,
bestärkt vom Schmeichlerwort?

Auch ein Komplott
konnt‘ nicht vom Wahn befreien.
Der Kaiser-Gott
ließ Gnad‘ ihm angedeihen,
befahl im Spott
Selbsttötungsmord.

© Ingrid Herta Drewing

Nachhaltigkeit

Es gab mal eine Zeit, da waren Tüten
beim Einkauf rar, fast eine Seltenheit;
man brachte die Gefäße mit, bemühte
sich hauszuhalten, schätzte Sparsamkeit.

Heut’ ist Verschwendung üblich, auch Papier
wird massenweise täglich hier verbraucht.
Die Bäume sterben, Wald verschwindet leise.
Was grünte, blühte, geht dahin im Rauch.

Wir sollten uns genügsam doch besinnen
auf das, was wesentlich, was wirklich zählt:
Ressourcen schätzen, sparen, neu beginnen,
den Nutzen wägen, sorgsam ausgewählt.

Damit der Menschen Zukunft auf der Erde
gesichert sei und lebenswert auch werde.

© Ingrid Herta Drewing

Verblendung

Wir leben so, als sei die ganze Erde
für uns alleine da, für uns gemacht,
als ob Ressourcen könnten sich vermehren
wie Schafe, zahlreich und in großen Herden.
Wir beuten alles aus, oft unbedacht.

Und nichts als Abfall lassen wir zurück,
verklappen Altöl rasch auf hoher See,
den Plastikmüll in Massen, Stück für Stück
im Meer versenkt, Elektrokram gezückt,
und Weltraumschrott umkreist uns in der Höh’.

Wir kommen schnell von einem Ort zum andern
und schicken Waren ständig auf die Reise.
Doch während wir so just-in-time salbandern
und sorglos rasend durch Regionen wandern,
zerstören wir das Erdenklima leise.

Vernichten so, was währte Jahrmillionen,
der Pflanzen, Tiere, Menschen Lebensraum,
als hätten wir ’ne zweite Welt zum Wohnen
und brauchten diese Erde nicht zu schonen.

Wann endet endlich dieses Wahnsinns Traum?

Ingrid Herta Drewing