Weinzeit

Eine Flasche, fest verschlossen,
Wein sehr lang im Keller lag,
denn er sollte erst genossen
werden an besond’rem Tag.

So vergingen zwanzig Jahre;
endlich holt’ man ihn herauf
und entkorkte, hofft’, dass klare
Blume steig’ im Glase auf.

Doch der Wein, vom Warten sauer,
zeigte sich als Essig nun.
Ja, nicht alles, was lang’ dauert,
hat mit Güte auch zu tun.

© Text:Ingrid Herta Drewing
Foto:Pixabay

Milder Abend am Rhein

Die Sonne sinkt, schenkt Abendrot dem Hafen,
wo viele Boote wohl geborgen liegen.
Es träumt im warmen Abendschein der Rhein,
lädt am Gestade zum Verweilen ein,
als wollt‘ ein Lächeln alle Last besiegen.

Die Schiffe, die wir tags antrafen, schlafen,
am Himmel nur noch Silbervögel fliegen.
Der Wirt kredenzt uns einen Riesling fein,
in unsren Gläsern funkelt golden Wein,
dieweil im Fluss sich sanft die Wellen wiegen.

© Ingrid Herta Drewing

Spätsommer-Impressionen

Spätsommers Feuer schwelen, auf den Wiesen
lässt Sonne nun schon lange Schatten sein
der Bäume, deren Blätter herbstlich grüßen
mit Farbgesängen hier im Abendschein.

Da schmeichelt zärtlich uns der Lüfte Milde,
als dürfe jetzt erneut schon Frühling sein,
wo sich allmählich heimische Gefilde
sanft stimmen auf des Abschieds Lieder ein.

Als wolle sie mit aller Pracht aufwarten,
zeigt hier Natur ihr Fest noch farbenschön.
Der Früchte Ernte lockt in Feld und Garten,
und pralle Trauben aus dem Weinlaub sehn.

Das Wachsen, Blühen, Reifen und Vergehen
sich hier erweist in klarem, schönen Bild,
lehrt uns, das Leben als Geschenk zu sehen,
das alles hell gestaltet und erfüllt.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Genuss

Ein Mann saß am Ufer des Rheines,
genoss dort die Blume des Weines.
Bis morgens um sieben
tat er’s nach Belieben,
sagt‘, Riesling sei doch etwas Feines.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Rheintour

Seht dort, die schönen, weißen Schiffe fahren
flußaufwärts-abwärts. Rheingau, Mittelrhein
begrüßen sie an Sommertagen, klaren!
Wie gerne möchte man an Deck da sein!

Von Mainz, Wiesbaden bis nach Rüdesheim
gefällt der Fluss sich noch in seiner Breite.
Nach Bingen bis nach Bonn zwängt’s Tal ihn ein,
steil wachsen Berge hoch an beiden Seiten.

Der Mittelrhein, ein herrlich Fleckchen Erde,
entführt in ferne Zeiten, deren Bild
erzählt von Römern, Rittern, manch‘ Beschwerde
der Schiffer, die hier auf dem Strome, wild.

Vom Schiff aus sieht man stolze Burgen grüßen,
vorbei am Mäuseturm, Pfalzgrafenstein,
wo man die Schiffer einst ließ Zollschuld büßen,
sie lochte sogar in Verliesen ein.

Vor St. Goar erklingt das Heinelied,
dies‘ Märchen von der schönen Loreley.
Und seltsam traurig rührt dies‘ manch Gemüt,
obwohl man fährt nur an dem Fels vorbei.

Jedoch der Landschaft Zauber wirkt noch immer.
Weinberge blicken in der Sonne Glut,
und auf dem Wasser glitzert ihrer Strahlen Schimmer.
An Bord, der goldne Wein, er mundet gut!

© Ingrid Herta Drewing,2014

Am Rhein

Seit Jahrmillionen deine Wasser fließen
zur Nordsee hin, Europa-Strom, mein Rhein.
Ich sitz an deinem Ufer, halt die Füße
in deine Wellen, die mich sanft begrüßen,
lass mich auf deine kühnen Träume ein.

Erzählst vom Hochgebirge, deiner Flüsse Quellen,
von Alpenschluchten und vom Bodensee,
auch von Schaffhausen, deinen Wasserfällen,
die rauschend in die Tiefe stürzen, schnellen
ins flache Tal hinab aus großer Höh‘.

Noch klingen Lieder aus den alten Zeiten,
von tapfren Schwarzwaldflößern, rauhen Kehlen.
Die Pfälzer Weine immer noch beseelen.
Rheinhessen und der Rheingau sie begleiten;
der Römer Erbe mag man nicht verhehlen.

Und hier am Mittelrhein webt weise,leise
die Sage fein noch ihren Zaubersang.
Auf hohen Felsen Rittermacht beweisen
die Burgen den Touristen, die hier reisen,
und auf dem Schiff lockt Loreleyen-Klang.

Am Abend, wenn die Sonne glühend sinkt,
der Himmel und der Fluss in Röte glänzen,
und auch der Wein im Glase golden blinkt,
so manchem hier ein Sommermärchen winkt,
ein liebes Lächeln lädt das Glück zu Tänzen.

© Ingrid Herta Drewing,2014

Erntedank-Fest

Wie sonnenklar der Tag beginnt!
Wie himmlisch blau der Morgen startet!
Spätsommer-Leuchten, lang erwartet,
nun als Septembers Abschiedsblick.

Jetzt kommen wohl die goldnen Tage;
Oktober wird sie nicht verwehren
und zeigt als Maler, ohne Frage,
uns alle Pracht der Farbenlehre.

Er lässt das Laub, der Bäume Kronen,
als Flammenlied im Licht erklingen,
bevor dort Nebelkrähen wohnen,
die krächzend sich im Grau verdingen.

Zur Reife bringt er dralle Trauben,
die Süße wächst im Sonnenschein
und wird dem Winzer auch erlauben,
zu keltern einen guten Wein.

Die Äpfel, Birnen,Pflaumen, Nüsse
und grün‘ Gemüse, auserlesen,
für kargen Winter als Genüsse,
beschert der Herbstes Ernte-Wesen.

Wir feiern froh dies‘ Erntefest
und danken Gott, der uns erhält,
auf dieser wunderschönen Welt
hier leben und gestalten lässt.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Herbstfreuden

Des Herbstes Sonne uns noch lässt
den strahlend hellen Tag genießen;
die Farben froh zum Erntefest
in ihrem warmen Golde fließen.

Im Weinberg wartet zweite Lese,
gewinnend Süße für den Wein.
Man lässt zur Trockenbeerauslese
den Trauben Frost und Sonnenschein

Die Apfelernte ist im Schwange,
auch Birnen, Pflaumen pflückt man jetzt.
Es dauert nun auch nicht mehr lange,
bis alle Nüsse sind im Netz.

Oktober lädt zum Erntereigen.
Wir schwelgen in der Farben Pracht,
bevor uns der Novembernebel
den grauen Vorhang hat gebracht.

© Ingrid Herta Drewing

Weinzeit

Eine Flasche, fest verschlossen,
Wein sehr lang im Keller lag,
denn er sollte erst genossen
werden an besond’rem Tag.

So vergingen zwanzig Jahre;
endlich holt’ man ihn herauf
und entkorkte, hofft’, dass klare
Blume steig’ im Glase auf.

Doch der Wein, vom Warten sauer,
zeigte sich als Essig nun.
Ja, nicht alles, was lang’ dauert,
hat mit Güte auch zu tun.

© Ingrid Herta Drewing