Seltsamer Traum

Nebel, gefangen,
verloren der Weg ins Tal.
Der Berggipfel fern.

Im Traum geborgen,
weilst du im alten Haus,
suchst Erinnerung.

Wilder Wein lodert.
Zwei schwarz befrackte Krähen
wie Wächter am Tor.

Die rote Sonne
rollt feurig den Berg hinab.
Wald, Wiese brennen.

© Ingrid Herta Drewing,2016

Untergangsszenario

Sie schüren Ängste und gefallen sich
in Panikmache, Furcht ist ihr Gewand.
Sie zerren Katastrophen auf den Tisch,
als seien Götter sie, die Heil verbannt‘.

Berufen sich auf Weissagung, sehr alte,
2012 sei Untergang der Welt,
beschwören Inkaworte, Truggestalten,
als hätten sie ’s im Katalog bestellt.

Schon folgen ihnen Menschen, arg beklommen,
und mauern sich in tiefen Bunkern ein.
Wer möchte, sollte Untergang denn kommen,
auf solche Weise noch am Leben sein?

Das frag’ ich mich und muss darüber staunen,
wie sich der Mensch im Wahn vergaloppiert.
2012 wird man, dann wissend, raunen,
dass dieser Untergang zu andrer Zeit passiert.

Ingrid Herta Drewing