Erster Mai

Taschentuchbaum_2712070947220217533_oDer Mai gibt heut‘ ein kühl Debut,
gereicht ihm kaum zu Ehren.
Denn wirklich zeigt er wenig Müh,
das Wetter hier zu klären.

Genau wie der April es hielt,
trägt er das Wolkengraue,
anstatt nun sonnig und verspielt
zu kleiden sich ins Blaue.

Jedoch der Bäume lindes Grün,
der Vögel helles Singen,
hält doch bereit ein Lob für ihn
und mag uns Hoffnung bringen.

Bald wird, wo jetzt noch kalt die Welt,
die Sonne strahlend glänzen
und, wenn auch Frühlingsregen fällt,
die Wärme hier ergänzen.

© Foto u. Text / Ingrid Herta Drewing,

Wiesbaden, Nerotal,Taschentuchbaum

Nebelgespinst

Tage gibt es, die grau, ohne Blinken,
trostlos und trübe den Morgen beginnen;
um dich herum im Nebel versinken
Töne und Farben, Konturen zerrinnen.

Als sei eine Macht nun ernsthaft bemüht,
zu löschen das hell lebendige Leben,
das noch im Herbstbaum so feurig erglüht,
wenn Sonnenstrahlen sich leuchtend verweben.

Du magst dies’ nicht leiden, entfachst dir dein Licht;
bei Kerzenschein wärmt Musik dir die Seele;
und, mozärtlich schwingend, dir Hoffnung verspricht,
das Grau werde sich aus dem Leben stehlen.

Dräuen auch Nebel und Stürme, die rauen,
nichts raubt dir die Zuversicht, das Vertrauen.

© Ingrid Herta Drewing