Abend

Kein Schorf, die Wunden lange schon verheilt;
auch wenn die Narben manchmal etwas schmerzen.
Inzwischen hat so vieles dich ereilt,
doch böse Tage nahmst du hin im Scherzen.

Nach vorn hast du wohl stets den Blick gerichtet
und heiter deines Tages Spiel begonnen,
was sich ereignet‘, ernsthaft, klar gesichtet.
Kein Augenblick schien ungenutzt verronnen.

Nun liebst du hier beschaulich dieses Leben;
die Jagd vorbei, der Hunger ist gestillt,
kein Gipfelstürmen, dieses Land liegt eben.
Weit reicht der Blick,wenn Blau den Himmel füllt.

Sanft gleitet hin zur Sonne nun dein Boot,
und träumend ruht das Meer im Abendrot.

© Ingrid Herta Drewing,2013

Vom Glück

Man muss so vieles, was es gibt, nicht haben.
Zufriedenheit schenkt uns das wahre Glück,
sich freuen können an den kleinen Gaben
und lächelnd schenken einen lieben Blick.

Den Nächsten, der uns braucht, wohl zu verstehen,
weit öffnen unsre Seele, Herz und Sinn;
mit wachem Blick durch dieses Leben gehen
und nicht nur ständig wittern Geld, Gewinn.

Was uns beglückt, das kann man meist nicht zahlen.
Es schenkt sich uns, macht tief im Innern reich.
Das Raffen, Gieren führt zu Seelenqualen,
treibt auch in Trübsal, führt ins Abseits gleich.

So freue dich an dem, was dir gegeben.
Die Gottesgaben leuchten, die Natur
lässt täglich so viel Schönes dich erleben.
Du musst den Blick dafür bewahren nur.

© Ingrid Herta Drewing

Da sein

Ich lebe in den Tag hinein
wie eine grüne Pflanze,
mich freuend hier am Sonnenschein
und Regentropfentanze.

Mich plagt nicht ständig das Warum,
verschwende nicht mein Sinnen
auf Ende und Beginnen,
nicht Gier noch Ehrgeiz treibt mich um.

Ich lebe, bin dem Augenblick
des Tages sanft verbunden
und habe so mein kleines Glück,
Zufriedenheit gefunden.

Wie schön sind doch Natur und Welt!
Wir dürfen sie erleben
die Wunder, die das Leben stellt,
die Schöpfung, die gegeben.

© Ingrid Herta Drewing